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Prof. Dr. Dr. Gunnar Heinsohn, Bremen am 14.04.2014:

Die Preise von US-Treasuries sollen fallen, als die Fed am 18. Dezember 2013 ihre Ankäufe zurückfährt, ihre Deflation also in Kauf nimmt. Ein klein wenig funktioniert das auch. Seit über dreißig Jahren – also seit den Fall der Geburtenraten und dem Aufstieg der ostasiatischen Konkurrenz – steigen die Preise der amerikanischen (aber auch anderer) Staatstitel, bis für Zehnjahresläufer im Sommer 2012 gerade noch zwei Prozent Ertrag abfallen, die selbst bei Miniinflation fast wie eine reale Null daherkommen. Die Ankündigung, den Zins alsbald steigen zu lassen und  die Ankäufe von Treasuries sofort zu verringern, schiebt  den Ertrag von Zehnjährigen kurzfristig auf drei Prozent.  Doch im April 2014 steht man nur noch bei 2,64 Prozent (FT, 12/13-04-2014, 20).
Anleger fliehen mithin ungebrochen in Staatspapiere, so dass ihre Preise selbst dann stabil bleiben, wenn die Fed weniger von ihnen kauft. Der erhoffte Umstieg vor allem von Versicherungen und Rentenkassen  auf Aktien bleibt weitgehend aus. Was die Börsen an Preisanstieg noch schaffen, kommt partiell aus dem Aktienrückkauf. Der lohnt sich, weil Firmen das dafür nötige Geld so billig bekommen, dass sie teure Dividenden berechtigte schmerzfrei loswerden, also ohne irgendeine Verbesserung der Unternehmen Erträge steigern. Der übrige Zuwachs resultiert vorrangig daraus, dass Investmentbanken (oder ihre Akteure in Hedgefonds etc.) mit Nullzinsgeld die Preise von Aktien so lange steigern können, wie deren dabei fallende Erträge merkbar über dem Nullzins bleiben.
Wie das funktioniert, meldet Goldman Sachs am 10. April 2014: Die 45-prozentige Kurssteigerung im Standard&Poors-Aktienbarometer zwischen 2/2012 und 2/2014 wird von einer 33-prozentigen Zunahme des Preis-Gewinn-Verhältnisses begleitet (von 12 auf schon recht dünne 16). Rund drei Viertel der Gewinne stammen mithin aus bloßen Preissteigerungen.  Nur ein Viertel rechtfertigt sich aus Einnahmezuwächsen in den Unternehmen.
Wenn die Fed Anleger aus Staatstiteln dadurch vergraulen will, dass sie über Nichtmehrankauf deren Preiszuwachs bremst, zugleich aber mit Nullzins dafür sorgt, dass 75 Prozent der Aktienpreiszuwächse aus Luft bestehen, die bei Zinssteigerungen und/oder Gewinnrückgängen verpuffen, wollen die zu Vergraulenden verständlicherweise nicht anbeißen. Nach einem schnellen und panischen Blick in dieses Vakuum geht es flugs zurück in die Staatspapiere, was deren Preise auch ohne Ankauf durch die Fed wieder hochschiebt. Demütig bescheidet man sich einmal mehr mit zwei Prozent für Zehnjährige. Denn einen Zauber haben diese kargen Staatstitel schon. Einen zu starken Absturz ihrer Preise dürfen die Zentralbanken nämlich niemals zulassen. Schließlich stecken sie im Eigenkapital, im Investment und im Kollateral fast aller Zentralbanken, Banken sowie ungezählter Unternehmen. Die würden bei zu starkem Herunterpreisen der Staatstitel ausgelöscht. Deshalb haben seit 2007/2008 fast alle Rettungsmaßnahmen der Regierungen und Zentralbanken in der Ersten Welt nur ein einziges Ziel: Die Deflation von Staatstiteln muss um jeden Preis verhindert werden. Keine Aufgabe ist für vergreisende und mit Dequalifizierung geschlagene Länder der reichen Welt vordringlicher. Das bedeutet für die Halter solcher Papiere, dass sie Im Notfall ohne große Verluste den Zentralbanken verkauft werden können. Wer aber in Aktien steckt, kann deren – durch Entlüftung – gestürzte Preise nicht durch Abladen bei den Zentralbanken wieder hochtreiben.  Gegen die Realisierung der dann fälligen Verluste erweisen sich die bejammerten zwei Prozent am Ende doch noch als prächtige Marge. Für die Zentralbanken allerdings gibt es vorerst nur das besorgte Eingeständnis, dass sie einen schadlosen Abschied von Nullzins und Staatsfinanzierung bisher nicht kennen.