Non-hierarchical workspace! ist derzeit eine der Hauptforderungen  der Arbeitsgestaltung und Organisation.
Jetzt, da so vieles im Umbruch ist, wird auch das Hierarchieprinzip in Frage gestellt, was ich begrüsse. Jedenfalls sollen Hierarchien, wenn wir sie schon haben, zumindest flach sein, denn umso flacher – so wird vermutet – desto innovativer, beweglicher und adaptiver ist die Organisation. Ist das aber so?
Hierarchie ist das älteste und am längsten bestehende Organisationsprinzip – Jagdrudel, Kampfgruppe und Stamm, Bauernhöfe, Grafen, Fürsten, Könige, Armeen, Kirche. Gab es Ausnahmen?
Immer häufiger findet sich heute das Wort „Hierarchie“ nur noch im Kontext von Macht und Machtmissbrauch, von Befehl und Gehorsam, von Über- und Unterordnung. Der Begriff der Hierarchie steht für ein Sammelsurium für alles Negative, Veraltete, Starre und Unbewegliche.
Genauer hingeschaut, besteht aber zwischen Hierarchie einerseits und Partizipation, Flexibilität, Anpassungsfähigkeit und Geschwindigkeit des Handelns andererseits kein zwingender funktionaler Zusammenhang. In einer hierarchischen Organisation kann auch sehr partizipativ und auf Augenhöhe geführt werden, genauso wie umgekehrt. Hierarchische Organisationen können genauso Orte der Unterdrückung sein und Orte der Freiheit, und sie können beides zugleich und vieles mehr sein.
Partizipation erfüllt in den komplexen Organisationen der heutigen Wissensgesellschaft noch einen anderen Zweck als wie bisher die Teilung von Macht. Nur ideologisch-politisch ist das noch so. Wirksame Partizipation brauchen wir, um in den Organisationen der heutigen Wissensgesellschaft möglichst viel relevantes Wissen in eine Entscheidung einzubringen, nicht aus Gleichheitsgründen.
Chefs können in Hierarchien despotisches Alleinherscher sein. Mit ihrer Machtfülle können sie aber ebenso Teams einsetzen, Diskussionen veranstalten, kollegial und konsultativ führen, bottom up – oder auch gar nicht führen. Es gibt Dutzende Möglichkeiten, hierarchische Macht anzuwenden.
Hierarchien wurden sowohl Gräueltaten vollbracht, als auch die grössten Werke geschaffen – Bauten, Kunstwerke, Musik und Dichtung. Das ändert an der Hierarchie nichts, sondern sind Arten der Handhabung von Hierarchie.
Wie auch immer eine Organisation gestaltet sein mag, sie braucht eine Autorität, die ein letztes Wort sprechen und eine Entscheidung herbeiführen kann. Das können Einzelpersonen ebenso wie Gremien sein. In der Praxis von effektivem Management geht es nicht um die Hierarchie als personifizierte Macht.  Die Funktionalität von Hierarchie ist Verantwortung. Sie ist die einzig haltbare Legitimierung von Hierarchie.