In den Köpfen vieler Menschen sind Manager geldgierige Abzocker. Verständlich, dass dies Empörung auslöst, Fragen nach Moral und Ethik aufwirft und den Ruf nach staatlicher Regulierung.
Doch die Realität ist vollkommen anders: Mehr als 95% aller Führungskräfte und Unternehmer sind anständige Leute, die täglich ohne grosses Aufheben ihre Aufgaben erfüllen. Für Skandale, Egotrips, Personenkult und dergleichen haben sie weder Zeit noch Talent. Weder zocken sie ihre Firmen ab noch die Aktionäre.
Wie kommt aber das Abzockerbild dennoch zustande? Es entsteht aus der unvermeidlich selektiven Berichterstattung der Medien. Rechtschaffene Leute, die ihre Pflichten erfüllen, produzieren keine auflagenträchtigen Schlagzeilen. Nur die aussergewöhnlichen Dinge sind Berichte wert. Da als Folge dessen nur über Einkommens-Exzesse berichtet wird, entsteht in der Bevölkerung zwangsläufig der Eindruck, die Wirtschaft bestehe aus geldgierigen Halunken.
Unbestritten gibt es Abzocker unter den Managern, und es gibt Führungskräfte, die Boni in Grössenordnungen beziehen, die man niemandem verständlich machen kann. Das Problem sind aber weniger die Boni als solche, als vielmehr die Bonus-Systeme.
Für die Lösung des Abzockerproblems braucht man Ethik und Moral nicht zu bemühen. Diese grossen Leistungen der Philosophie sollte man für schwierigere Fragen reservieren als Managereinkommen. Dafür muss man lediglich die Bonus-Systeme reformieren – dies aber grundlegend. Man muss sie radikal abkoppeln vom Vergangenheits-Gewinn, denn dieser sagt so gut wie nichts über die wirkliche Unternehmensleistung aus. Diese kann nicht an den Ergebnissen der Vergangenheit gemessen werden, sondern nur am Leistungspotential, das für die Zukunft aufgebaut wird. Am bisherigen Gewinn kann man dieses niemals ablesen.
Selbst nach gut gemeinten Reformen, die in einigen Ländern per Gesetz durchgeführt wurden, bleiben die alten Konstruktionsfehler bestehen, denn die Reformer haben das alte Paradigma nicht zu sprengen vermocht. Über richtig funktionierende Manager-Entlöhnung werde ich gelegentlich schreiben.