Was man nicht kennt, kann man oft nur schwer erkennen. So ist das mit der Deflation. Der allgemeine Tenor ist „Inflation wegen der Zentralbank- und Regierungsmassnahmen“. Die Fixierung darauf macht anscheinend die meisten blind für Signal-Tatsachen, die man solange nicht sieht, als man auf die herkömmlichen Indikatoren schaut, nämlich auf die Konsumentenpreise statt auf die Assets. Ein paar Beispiele: Die grossen Aktienindices sind trotz Erholung gegenüber ihren Höchstkursen deutlich im Minus (Dow Jones rund 15%, S&P rund 30% und Nasdaq rund 60%).
Viele Portfolios sind daher unter Wasser und weil vorher in der Hochstimmung die meisten ihre Aktien und Zertifikate auf Kredit gekauft hatten, haben sie zusätzlich auch Nachbesicherungspflichten, weil die Deckung nicht reicht. Immobilien sind rund 25% tiefer – mancherorts weit mehr – und die Irland und Griechenland-Krisen sind beste Beispiele für notleidende Aktiva, denn viele Forderungen gegenüber diesen Schuldnern haben Abschreibungsbedarf. Auch viele Gebrauchsgüter werden heute tatsächlich weit billiger verkauft als früher, obwohl Produzenten die Listenpreise noch hoch halten und sogar Preissteigerungen ankündigen – zwar eine kluge Informationspolitik, aber häufig ohne reale Wirkung.