Wenn man Börsen besser verstehen will, sollte man auf erklärende Ursachen bewusst und systematisch verzichten. Man sollte sie ignorieren. Das ist zwar psychologisch schwierig, weil man von überall her von solchen Erklärungen und Deutungen angesprungen wird. Sie klingen zumeist plausibel. Man sucht die Ursachen ausserhalb des Börsenparketts. Man glaubt daran, dass Ereignisse „da draussen“ die Preise „da drinnen“ verursachen. Diese Überzeugung ist irreführend und falsch.
Derzeit muss die Krimkrise herhalten,  um das Sinken der Kurse der letzten Tage zu erklären. Das klingt zwar plausibel, ist aber weitgehend irrelevant. Die Kurse wären so oder so gesunken, weil die Märkte überreif sind. Irgendeinen Anlass findet man natürlich immer, wenn man einen zu brauchen glaubt.
Für das Steigen oder Sinken von Kursen sind äussere Anlässe aber weitgehend bedeutungslos. Und wenn sie Wirkung haben, dann nur ganz kurzfristig – ein paar Stunden oder Tage. Selbst die Geschäftsergebnisse und sogar die Massnahmen von Notenbanken spielen dafür keine bedeutende Rolle, was sich beweisen lässt. Massnahmen wie Zinsbewegungen kommen so gut wie ausnahmslos nachdem die Märkte sich bereits in die Richtung bewegt haben, die man mit den Massnahmen herbeizuführen meint.
Die Gründe für die Bewegungen von Aktienkursen liegen fast ausnahmslos innerhalb des Systems. Die bisherigen Bewegungen und ihre Muster sind es, die die weiteren Bewegungen bestimmen. Sie tun dies mit Wahrscheinlichkeiten, nicht mit Sicherheit, womit viele ihre Schwierigkeitn haben. Aber so ist es.
Die Kurse fallen, weil sie fallen – und umgekehrt. Unter den Tausenden von Ereignissen „da draussen“ findet man immer eines, das plausibel ist, aber es hilft nicht, die Dynamik der Börsen generell zu verstehen. Diese sind kybernetische Systeme und, genauer gesagt, kybernetische Black Boxes.