Von Sonntag auf Montag tritt Kroatien als 28. Land der EU bei – ein scheinbar kleiner Schritt. Was macht es schon aus, werden viele denken, ob ein Staat mehr oder weniger dabei ist? Es macht einen gewaltigen Unterschied, und dieser macht unter den heutigen Funktionsregeln die EU noch unregierbarer als sie es ohnehin schon ist. Um wieviel unregierbarer? Das kann man mit Kybernetik und ihrer wichtigsten mathematischen Methode, der Kombinatorik, berechnen. Obwohl nur ein einziges Land hinzukommt, steigt die Anzahl der möglichen Beziehungen von rund 702 auf 756, also um rund 8%. Noch immer überschaubar, wird man sagen.
Nun können die Beziehungen zwischen Kroatien und den anderen Mitgliedern im einfachsten Falle aber gut oder schlecht sein, wenn wir davon absehen, wieviele Möglichkeiten es für „gut“ und „schlecht“ gibt. Die Anzahl der Beziehungen steigt daher auf von 2 hoch 702 auf 2 hoch 756. Das ist eine hyperastronomische Zahl. Jede dieser Beziehungen muss irgendwie gemanagt werden. Nur schon die Zahl der ÜbersetzerInnen steigt um mindestens 27 zusätzliche Personen – tatsächlich aber um weit mehr, wenn man Dinge, wie Schichtbetrieb und dgl. genauer untersucht.
Die Kybernetik als die Wissenschaft vom Funktionieren hilft, das Problem der Komplexität von Systemen besser zu verstehen. Die Komplexität wiederum ist wesentlich für die Frage, welche Steuerungs- und Regulierungssysteme ein System braucht, um zu funktionieren.
Wichtig ist zuerst die Anzahl der verschiedenen Elemente eines Systems. Hat es viele Elemente, ist es schwieriger zu verstehen als wenn es nur wenige hat. Nun haben wir aber ein System erst dann, wenn zwischen seinen Elementen Beziehungen bestehen. Die Anzahl der möglichen Beziehungen zwischen n Elementen folgt – wenn die Beziehungen unsymmetrisch sind, was hier der Fall ist – der mathematischen Formel n (n-1). Zwischen 2 Elementen gibt es also 2 Beziehungen, zwischen 3 Element sind es schon 3 mal so viele, nämlich 6; zwischen 4 Elementen dann doppelt so viele, nämlich 12, zwischen 5 Elementen bereits 20 und zwischen 6 Elementen sind es schon 30 Beziehungen. Das genügt aber noch nicht, denn für das Funktionieren kommt es auch auf die Art der Beziehungen an. Nehmen wir an, dass jede Beziehung nur 2 Zustände haben kann, so gilt für die Mindestzahl der Gesamtzustände die Formel 2 hoch n (n-1) …