Wie lernen Menschen in Organisationen am besten, schnellsten und leichtesten? Wie lernen sie vor allem das, was man gar nicht lehren kann.
Einer der wichtigsten Wege dazu ist nicht das Seminar, sondern die Partizipation – real-time, real-life. Herkömmliche Präsenzseminare werden für bestimmte Zwecke weiterhin ein  Bildungsformat bleiben; auch E-Learning-Programme, obwohl viele der hohen Erwartungen bisher nur mässig erfüllt wurden.
Eine der wirksamsten Methoden kommt in den HR-Entwicklungsprogrammen bemerkenswert selten vor – die Partizipationsmethode: Das Lernen durch Dabeisein. Als bemerkenswert erscheint mir das auch deshalb, weil Partizipation gerade jetzt wieder ein grosses Thema ist, unter anderem in Zusammenhang mit Hierarchieabbau und der generell neu aufgekommenen Diskussion über Organisationskultur, die ich begrüsse, obwohl sie in wichtigen Punkten auf falschen Wegen ist.
Zum Beispiel ist es gar nicht so einfach, jemanden in Sitzungsmanagement durch Seminare auszubilden – insbesondere für anspruchsvolle Sitzungen. Meistens sind solche Seminare wenig mehr als Trockenschwimmkurse.
Im Vergleich dazu ist es aber leicht, Sitzungsmanagement durch Dabeisein bei Profis zu erlernen. Es geht schnell, wenn jemand einem guten und erfahrenen Sitzungsleiter dabei zuschauen kann, wie er oder sie es macht, wenn man real-life erlebt, was eine professionelle Sitzung ist, wie man sie vorbereitet, durchführt, wie man mit schwierigen Situationen und Personen in Sitzungen umgeht, wie man Sitzungen nachbereitet und wie man das Follow-up bis zur Umsetzung der Entscheidungen macht.
Ein anderes, schwierigeres Beispiel ist das reale Erleben, wie echte Professionals an komplexe Entscheidungen herangehen und diese treffen. Über Problemlösen und Entscheidungsfindung gibt es zwar viel Lesestoff und zahlreiche Seminare. In weniger als 10% kann man aber genau das lernen, was über das Geschriebene hinaus wirklich zählt. Denn dieses steht deshalb nicht in den Büchern, weil viele Autoren kaum eigene Erfahrungen mit komplexen Entscheidungen haben und weil das wirklich Wichtige gar nicht beschreibbar ist. Es entzieht sich der sprachlichen Beschreibbarkeit – aber deswegen noch lange nicht der persönlichen Erlebbarkeit.
Die an sich beste Gelegenheit zum Lernen durch Partizipation haben persönliche Assistenten von Führungskräfte, die deshalb auch gute Chancen haben, selbst in hohe Positionen aufzusteigen. Sie können bis in kleinste Details erleben, wie man Dinge macht, die man sonst nirgends lernen kann. Sie sind auch dort dabei, wo selbst die Mitarbeiter von Chefs nicht dabei sind. Das allein heisst aber noch nicht, dass jeder gute Assistent auch ein guter Chef sein wird. Nicht jeder will und kann in die Frontstellung gehen.
Das Lernen durch Partizipation wird dann besonders wirksam, wenn man die erlebten Situationen danach mit den Hauptakteuren reflektieren kann. Und sie wird noch besser, wenn einem jemand schon im Voraus sagt, worauf man achten soll.